Die Schatzkarte aus einem englischen Abenteuerroman des 19. Jahrhunderts lässt zwei topografische Lagen erkennen: sie zeigt die unwegsame Landschaft im geheimnisvollen afrikanischen Kukuanaland, ist aber auch als Diagramm eines weiblichen Körpers lesbar. Eine "politische" Karte aus Japan stellt Russland als Monster dar, das Länder Europas und Asiens umschlingt. Was zeigen diese Karten und wie wirkt sich dies auf unsere Wahrnehmung der Welt aus? Solche und andere Kartenbeispiele werden am Vortragsabend gemeinsam betrachtet, erläutert und zur Diskussion gestellt. In den Blick genommen werden sowohl die Entstehungsprozesse beim Kartieren als auch die vielfältigen Lesarten von Karten, um zu verdeutlichen, welche Kategorien und Absichten in den jeweiligen Epochen verhandelt wurden und werden. Lassen sich über das Lesen kolonialer Karten Verbindungen zu heutigen Gesellschaften herstellen?
Christiane Wehr, Studium Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Studium der Philosophie, Linguistik, Gender und Queer Theorie an der Universität Hamburg. Mitglied der Gruppe Offene Kartierung. Lebt mir zwei Kaninchen in Hamburg.
Siehe auch den [Text] Karten und Kartierung aus postkolonialer Perspektive für die [Publikation] "wandsbektransformance. Die Gegenwart des Kolonialen. Kunst und Kartierung im Stadtraum Hamburg".