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In Wandsbek finden sich Spuren deutscher Kolonialgeschichte, wie z.B. das renovierte Fabrikgebäude der ehemaligen Reichardt-Schokoladen-Werke (heute Gewerbehof) in der Morewoodstraße oder neben Conrad Electronic die Helbing Spirituosenfabrik, (heute deutsche Hefewerke). Die damals in diesen Fabriken hergestellten Waren spielten für den Kolonialhandel eine wichtige Rolle. Von Heinrich Carl Schimmelmann, dem in Wandsbek zwei Denkmäler gesetzt sind, (Mausoleum, Büste am Wandsbek-Markt), wird gesagt, er habe Wandsbek im 18. Jahrhundert den wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Schimmelmann hat den Wohlstand für sich und Wandsbek erzielt durch Handel und zwar nicht nur mit Waffen, Zucker und Baumwolle, sondern vor allem durch Sklavenhandel. Die Reichard-Schokoladenfabrik war Anfang des 20.Jahrhunderts eine riesige Kakaofabrikation. Sie bezog ihren Hauptrohstoff von Plantagen der deutschen Kolonie Kamerun. Dort wurden die Einheimischen mit brutalster Gewalt zur Arbeit auf den Plantagen gezwungen. Die Versklavung und später, als der Sklavenhandel verboten war, die Ausbeutung der einheimischen schwarzen Bevölkerung wurde von den Kolonialherr_innen mit einer kulturellen Überlegenheit der weißen Rasse gerechtfertigt. Auch weiße deutsche Frauen spielten eine Rolle in der Kolonialpolitik. Siedler_innen und Missionar_innen förderten die Verbreitung ihrer Moralvorstellungen. Sie erteilten -geschlechtspezifischen- Sprach- und Religionsunterricht und erzogen zur Arbeit. Sie trugen dazu bei, andere Kulturen und Lebensweisen zu zerstören. Die meisten weißen Männer und Frauen waren von der Rechtmäßigkeit ihrer Anwesenheit in den Kolonien vollkommen überzeugt.
Nach wie vor ist der Rohstoffhandel mit Afrika ein profitables Geschäft für Städte wie Hamburg. Die o.g. Kakaoplantagen in Kamerun werden heute von staatlichen Gesellschaften Kameruns zusammen mit dem Dole-Konzern (Früchte, Konserven) betrieben. Neben der Rohstoffausbeutung der kolonisierten Länder des Südens werden dort Einheimische als billigste Arbeitskräfte eingesetzt. Investitionen in die Infrastruktur der Länder werden vor allem dann getätigt, wenn sie den globalen Handelsinteressen dienen. Die weltweite Ausdehnung dieses Handels führt in den strukturschwachen Ländern z.B. dazu, dass einheimische Erzeugnisse vom Markt gedrängt werden. Gewährte Kredite führen zu Verschuldung. Die in der Kolonialzeit geschaffene wirtschaftliche Abhängigkeit der ehemaligen Kolonien besteht in veränderter Form heute fort. Rassismus diente und dient damals wie heute als Rechtfertigung für bestehende Unterdrückungsverhältnisse, d.h. zur Sicherung von Privilegien und der eigenen Vormachtstellung.
Koloniale Verhältnisse -wie oben beschrieben- sind kontinuierlich bis in die Gegenwart hinein in Wandsbek vorzufinden und es sollte möglich sein, kartierend das Bewusstsein dafür zu schärfen. Aber verdeckt nicht gerade der Alltag rund um den Wandsbek-Markt solche Zusammenhänge? Oder macht Alltag sie womöglich erst sichtbar? Was hat unser alltäglicher Warenkonsum, die selbstverständlich in Anspruch in genommene Dienstleistung damit zu tun? Wer kauft welche Waren? Woher kommen diese Waren? Wer produziert sie? Wer macht welchen Job? Wer erhält welchen Lohn?
Diese Überlegungen sind stark verschränkt mit einem Aspekt postkolonialer Kritik - es ist die Position des Weiß-Seins. Die rassistische Ideologie der Sklavenhaltergesellschaft wirkt heute noch auf den alltäglich praktizierten Rassismus, der verhindert, Menschen aller Hautfarbe respektvoll zu behandeln. Es sind alltägliche Verhältnisse, die von den Menschen ständig neu hergestellt werden in Form von vielfältigen Ausschlussmechanismen. Weiß-Sein ist ein Konzept, das in Jahrhunderten europäischer Expansion, Kolonialismus und Sklaverei entstanden ist. Weiß-Sein ist all das, was nicht Schwarz bzw. Farbig ist. Es definiert sich allein über den Ausschluss. Weißsein liegt dabei im Schutz der Anonymität, denn die Aufmerksamkeit ist nicht ständig auf die Zugehörigkeit als Weißer gerichtet. Weiße können sich immer aussuchen, ab welchem Zeitpunkt sie sich mit Rassismus auseinandersetzen wollen und wann nicht. Dies sind weiße Privilegien, sie wirken selbstverständlich und unsichtbar.
Es gibt eine selbstreferentielle weiße Bilderwelt. Wenn sich an bestimmten Orten nur Weiße aufhalten liegt dies nicht daran, dass es an diesem Ort zufällig gerade nur Weiße gibt, sondern an Ausgrenzungsprozessen, die Menschen Zugänge zu Räumen schließt oder öffnet, sie ausgrenzt oder willkommen heißt. Man denke an Familienfeiern, Vereine, Cafes, Parks, Wohngegenden, Einkaufszentren, ganze Städte. Tauchen Nicht-Weiße auf, dann oft herabgewürdigt in der Werbung. Kolonialistische Bergriffe werden benutzt, verherrlicht, exotisiert in stereotypen Bildern von Urlaub, Erotik und Abenteuer. Dabei sollte Weiß-Sein nicht mehr sein als eine bald vorübergehende Kategorie der Kritik und zum Kenntlichmachen der keinesfalls natürlich weißen Position.
Durch Kartieren kann ein Verhältnis zum Alltäglichen immer neu hergestellt werden, z.B. indem Orte vermeintlich „weißer“ Neutralität kartiert werden.
s.a. MappingPostkolonial/FragenRundgaenge
Ruth Frankenberg: Weiße Frauen, Feminismus und die Herausforderung des Antirassismus. In: Fuchs, Brigitte; Habinger, Gabriele (Hg.): Rassismen und Feminismen. Differenzen, Machtverhältnisse und Solidarität zwischen Frauen. Wien 1996.
Heiko Möhle (Hg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus in Afrika – Eine Spurensuche in Hamburg. Hamburg 1999