Rundgang "The first Stadtteil to fall" im Rahmen von "Learning from your Stadtraum" am 03.10.06, 15:00 Treffpunkt Forum Altona
Zwischen Auf- und Abwertung: Urbane Verwertungsräume im Standortwettbewerb der Metropolen. Eine Untersuchung der Entwicklungsmöglichkeiten der Großen Bergstraße unter postfordistischen Bedingungen.
"The first Domino to fall“, so charakterisierte 1990 die ABC-Reporterin Diane Sawyer Detroit in Hinblick auf die Zukunft der US-Städte.
Drei Gruppen, die versuchen sollten, den Umstrukturierungsprozeß nach folgenden Aspekten zu kartieren:
Ergebnisse des Kartierungsprozesses
Vergangene Strukturen
Gegenwärtige Strukturen
Zukünftige Strukturen
Austausch und Reflektion
Zitate und Notizen aus dem sich an die Kartierung anschließenden Gespräch unter den TeilnehmerInnen:
- Was den Ist-Zustand betrifft: Was wir hier vorgefunden haben ist eine Mischung aus Discountern, „Preisbrechern“ und Online 24Stunden Versandgeschäften.
- Beispiel Europapassage: Bei einem Scheitern des Konzeptes, würde die in fünf Jahren spätestens genauso wie die Große Bergstraße aussehen.
- Selbst die Ein-Euro-Läden haben hier eine hohe Fluktuation und müssen schließen.
- Viele Angebote und Läden sind verschwunden, von der Haspa bis hin zu dem kleinen, netten portugiesischen Café. Was vor allem fehlt sind die zahlreichen Buden und Pavillons auf der Großen Bergstraße.
- Es stellt sich die Frage, ob die Große Bergstraße wirklich so „runter“ ist, oder ob dieses Urteil nicht ideologisch vorgeprägt ist
- Sogenannte Nischen funktionieren nicht, zumindest nicht im ökonomischen Sinne. Im Sinne der Verwertungslogik sind sie dysfunktional.
- Der Aufwertungsprozeß so wie er in der Schanze eingeleitet wurde, muß hier nicht und kann hier vielleicht auch gar nicht greifen. Die Unterschiede, beispielsweise in Bebauungs- und Bevölkerungsstruktur, sind zu groß.
- Der „Neue Wall“ in der Hamburger Innenstadt ist jetzt ein sogenannter BID, ein „Business Improvement Disctrict“, vollständig privatisiert und den Bedingungen und Notwendigkeiten reibungsloser Verwertung unterworfen. Die Große Bergstraße ist demgegenüber zum Sanierungsgebiet erklärt worden.
- Es kann auch positiv gesehen werden, dass die Neue Große Bergstraße nicht so "rausgeputzt" ist, wie zum Beispiel die Europapassage. Zur Zeit sind die Gewerbemieten in der Neuen Großen Bergstraße (noch) erschwinglich.
- Ebenso wie in der Großen Bergstraße gehört es in der City-Nord zum Konzept über gezielt eingesetzte kulturelle Zwischennutzungen eine Aufwertung zu erreichen oder zumindest einer weiteren Abwertung entgegenzuwirken. Ohne Erfolg.
- Nur große Geschäftszentren, Projekte oder Passagen ergeben eine positiv besetzte und auch so wahrgenommene urbane Situation. Die fehlen hier völlig. Wobei miteinzukalkulieren ist, daß – sollten hier solche Projekte entstehen – dies natürlich die Situation anderer, funktionierender Zentren, wie beispielsweise Ottensen, beeinträchtigen würde.
- Was sich in der Großen Bergstraße beobachten läßt bildet einen übergreifenden Krisenprozeß ab. Es gibt Gründe dafür, daß hier mittlerweile nahezu alle Filialen größerer Ketten wie z.B. Karstadt geschlossen haben: diese Strukturen wurden für den Massenkonsum entworfen. Es ist durchaus möglich, daß es zu keiner Aufwertung kommt und der Stagnations- und Abwertungsprozeß weitergeht.
- Das Areal der Großen Bergstraße ist Teil der sogenannten „westlichen, inneren Stadt“ und die Aufwertungstrategien die von der „Unternehmerischen Stadt“ ergriffen wurden, waren in diesen Quartieren bislang immer noch erfolgreich. Es könnte natürlich sein, daß das Konzept einer wachsenden Metropolregion nicht aufgeht. Dann würde sich die Situation anders darstellen.