In diesem Resumeetext geht es um zweierlei:
1) Deskription: Die im Rahmen von mapping wandsbek postkolonial innerhalb der Tour SchiessenWohnen durchgeführten Kartierungsrundgänge bzw. deren Kontext werden kurz beschrieben und einige der als relevant erachteten Punkte hervorgehoben.
2) Revision: Der Versuch, einen Denkansatz für eine Meta-Reflektion zu entwickeln, aufgrund dessen einige der bisherigen Annahmen [1] [2] [3] der Offenen Kartierung einer kritischen Revision unterzogen und möglicherweise weiterentwickelt werden können.
Treffpunkt für die zweite Tour war der Hintereingang der ehemaligen Lettow-Vorbeck[1]-Kaserne in [Hamburg-Jenfeld], neben dem sich auch der Eingang für den sogenannten Tansania-Park [1] [2] befindet.
Hier wurde zunächst in einer kurzen [inhaltlichen Einführung] auf die Hintergründe der Tour und deren [Ansatz] verwiesen: Die gesellschaftliche (Bewusstseins-)Konstitution des (post)modernen, wertabspaltungsförmigen [Arbeits]Subjektes und dessen unlösbare Verwobenheit mit (post)kolonialen Denk- und Handlungsmustern - gerade auch im Abgleich des vermeintlichen Gegensatzes von Zivilität und Militär. Räumlich-physisch manifest wurde dies und solte dies reflektiert respektive kartiert werden anhand der Gegenüberstellung von ehemaligem Kasernengelände und typisch bürgerlichem Wohnumfeld. Als zusätzliche Anregung konnte wie bei der ersten Tour EinkaufDenkmal auf spezifisch für diese Tour ausgearbeitete [Fragestellungen] zurückgegriffen werden.
Insgesamt führten 5 Klein- und Kleinstgruppen [1] [2] [3] [4] [5] eine Kartierung des Kasernenumfeldes durch und nahmen im Anschluss an die Kartierungsrundgänge auch das Kasernengelände selbst in Augenschein, welches nur mit einer nach langwieriger Prozedur erteilten Sondergenehmigung sowie ausschliesslich in einer geschlossener Gruppe und gemäß einer im Vorfeld festzulegenden Route betreten werden konnte. Als ungefähre Bewegungsrichtung wurde eine Umrundung des Kasernengeländes vorgeschlagen.
Im Vorgriff und ganz allgemein gefaßt, läßt sich konstatieren, dass das gesammelte Material einen Reflex auf und eine (Re)Konstitution von eine/r spezifischen Form von Gesellschaftlichkeit und der davon bedingten Bewusstseinsformen sowie im besonderen der darin eingelassenen (post)kolonialen Aspekte repräsentiert und auch so verstanden werden sollte. Hierauf wird noch genauer im Punkt [Revision] einzugehen sein.
Bei einer gruppeninternen Reflektion des bei der Tour SchiessenWohnen gesammelten Daten-, Bild- und Textmaterials wurden folgende Markierungen als besonders relevant erachtet:
Prozesse der Kartenerstellung und deren Rezeption sind generell als Ausdruck und Konstruktion/ [Re]Affirmation spezifischer gesellschaftlicher [Macht]Verhältnisse und der Bewusstseinskonstituion der Individuen zu fassen. Dies schliesst also notwendigerweise sowohl die Kartierenden als auch die Rezipienten mit ein.
Ein prinzipiell ergebnisoffenes Vorgehen wie von Offene Kartierung versucht, kann dazu beitragen, eine Ebene der kritischen Reflektion oder grundsätzlichen Kritik zu befördern; aber nur insoweit, wie es sich einer als objektiv verstandenen Methodik und einem Denken verweigert, welche im Vorgehen selbst oder den daraus resultierenden Ergebnissen - dem Kartenmaterial - eine Form von Kritik und Transfomartion gesellschaftlicher Verhältnisse zu indentifizieren und als gesichert geltenden Vollzug von Emanzipation zu verdinglichen sucht.
Zu [fragen], ob das bei mapping wandsbek postkolonial entstandene Kartenmaterial als solches nicht kolonialistisch, rassistisch, sexistisch oder gar wertabspaltungsförmig sei, würde bedeuten, bereits im Denken, in der Fragestellung den Formfetischismus der bestehenden (bürgerlichen) Gesellschaftsformation zu reproduzieren und zu extrapolieren.
Siehe auch [exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft] und [Literaturhinweise_zum_Subjektbegriff_und_der_Wertabspaltung]
- Kurz, Robert: [Grau ist des Lebens goldner Baum und grün die Theorie]. Das Praxis-Problem als Evergreen verkürzter Kapitalismuskritik und die Geschichte der Linken. In: "exit! 4. Krise und Kritik der Warengesellschaft". Horlemann, Bad Honnef 2007.
- Wollrad, Eske: [Weißsein im Widerspruch]. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion. Ulrike Helmer, Königstein/ Taunus 2005.